Massive Desinformationskampagne des Landes Niederösterreich zur Wiener Neustädter Ostumfahrung

Das Land Niederösterreich und die Stadt Wiener Neustadt fahren gerade eine massive Desinformationskampagne, um Stimmung für den Bau der Ostumfahrung Wiener Neustadt zu machen.
 
Die eigens gestartete Homepage liest sich wie ein Best-of gängiger Mythen, Fehlannahmen und manipulativer Aussagen im Verkehrswesen:
  • Verkehrsentlastungen, die sich auf prognostizierte Verkehrsmengen ohne Umfahrung beziehen (in Wirklichkeit aber Zunahmen zum Status quo bedeuten)
  • Ausblenden des induzierten Kfz-Verkehrs, der durch die Erhöhung der Attraktivität des Autoverkehrs und die resultierende dezentrale Raumentwicklung eintreten wird
  • Darstellung einer alternativlosen Reaktion auf (prognostizierte) Entwicklungen, statt zielorientierte Angebotsplanung
  • u.s.w.
Die ZEIT Österreich hat das kürzlich in einem lesenswerten Artikel zusammengefasst (hier zu lesen).
 
Kein Wunder, dass sich schon länger BürgerInneninitiativen für eine nachhaltige Verkehrslösung inkl. Schonung wertvoller Ackerflächen und gegen die Ostumfahrung einsetzen, wie Vernunft statt Ostumfahrung.
Sie wird dabei von einer Vielzahl an WissenschafterInnen und Promis unterstützt. Einige davon haben nun einen Offenen Brief an Bürgermeister Klaus Schneeberger, die Stadt- und GemeinderätInnen geschrieben, in dem sie eine Volksbefragung zum Thema fordern bzw. diese Forderung unterstützen.
Schon 2021 haben sich die Scientists for future Niederösterreich hinter eine Reihe von Umwelt-Organisationen und Initiativen gestellt, die einen Stopp der „klima- und gesundheitsschädliche[n] ‚Ostumfahrung'“ und „ein zeitgemäßes Mobilitätskonzept für Wiener Neustadt und das Umland unter Einbeziehung unabhängiger Fachleute“ forderten.
 
Es wird Zeit, dieses aus der Zeit gefallene fossile Landschaftszerstörungsprojekt endgültig abzusagen.

Sollen SUVs mehr fürs Parken zahlen – ein paar Überlegungen dazu …

Hintergrund: Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, hat in einer vielbeachteten Abstimmung die EinwohnerInnen von Paris gefragt, ob der Kurzparktarif für SUVs von 6 auf 18 Euro pro Stunde angehoben werden soll.
 
Ergebnis: 54,55 % haben dafür gestimmt, bei einer sehr geringen Wahlbeteiligung von 5,7 %. Obwohl das Ergebnis nicht bindend ist, hat Hidalgo angekündigt, die Regelung ab September umsetzen zu wollen.
 
Gleich eine Präzisierung, weil das in einigen (österreichischen) Medien falsch kommuniziert wurde: die Regelung in Paris soll nicht nur für BesucherInnen (in SUVs) gelten, sondern für alle SUVs, die außerhalb ihrer Parkpickerlbereiche abgestellt werden. Und ein Parkpickerl bekommt man für maximal 4 (wohnsitznahe) von 160 Zonen im ganzen Stadtgebiet von Paris (das ca. so groß wie die Donaustadt ist).
 
Das ist, neben dem bereits hohen Ausgangstarif von 6 Euro/h (Wien: 2,5 Euro), ein wesentlicher Unterschied zu Wien: die durchschnittliche Parkpickerlzone in Wien ist 4x so groß wie jene in Paris – und bei Umlegung der Pariser Parkpickerlzonengröße auf Wien müsste es in Wien 158 Zonen geben (aktuell sinds 23). Genau diese Anregung (deutliche kleinere Zonen zur Reduktion des Binnenverkehrs) findet sich übrigens in allen bisherigen Parkpickerlevaluierungen der Stadt Wien, wurde bislang aber nicht berücksichtigt.
 
🚙 Thema Übertragbarkeit der Pariser Regelung auf Österreich:
Analog zur Rechtslage in Deutschland wäre eine derart progressive Steigerung der Parkkosten für SUVs vermutllich auch in Österreich nicht angemessen.
 
🚙 Thema „Definition von SUVs“:
Mangels einer einheitlichen Definition eines SUV bezieht sich die Pariser Regelung auf das Fahrzeuggewicht: betroffen sind Verbrenner- und Hybridfahrzeuge über 1,6 Tonnen und Elektrofahrzeuge über 2 Tonnen. Das mag praktikabel sein, lässt aber andere Parameter außer acht:
  • Länge: die zunehmende Fahrzeugelänge bereitet vorwiegend autoverkehrsintern Probleme, weil einfach weniger Fahrzeuge in einer Parkspur Platz finden. Bei Schrägparkplätzen sind aber auch negative Auswirkungen auf den Fuß- und Radverkehr möglich (Überstehen).
  • Breite: ist insofern besonders relevant, als sie mehrfach im Straßenraum auftritt – 2x Parkstreifen + Fahrstreifen. So brauchen 20 cm breitere Fahrzeuge schnell mal 60 cm mehr Platz von der Fahrbahn. Das spielt vor allem für den Radverkehr (z.B. Mehrzweckstreifen, Radfahren gegen die Einbahn) und den öffentlichen Verkehr (Falschparker) eine Rolle.
  • Höhe: höhere Fahrzeuge haben aufgrund ihrer schlechteren Aerodynamik höhere Emissionen, beeinträchtigen die Sichtbeziehungen aus dem Auto und im öffentlichen Raum, und korrelieren mit einer größeren Verletzungsschwere.
  • Gewicht: schwerere Fahrzeuge verursachen schwerere Unfälle, verursachen höhere Erhaltungskosten der Straßeninfrastruktur (Abnutzung), und weisen höhere Emissionen (durch höheren Verbrauch, aber auch durch stärkeren Bremsabrieb – Mikroplastik!) auf.
👉 Es wird sinnvoll sein, mehrere Aspekte in die Preisgestaltung einzubeziehen.
 
🚙 Thema Relevanz:
Fast jeder 2. Neuwagen in Österreich ist ein SUV. Am niedrigsten war dieser Anteil 2023 in Ottakring mit immer noch 31,2 %, am höchsten in Liezen mit 62,7 %. Der Anteil von SUVs am Bestand steigt also kontinuierlich.
 
❗️ Fazit:
  • Das Vorpreschen in Paris ist ein wichtiges und richtiges Zeichen auch an die Fahrzeughersteller, dass immer größere Autos in Innenstädten keinen Platz mehr haben.
  • Die Maßnahme (höhere Parkkosten für höheren Flächenverbrauch / höhere Emissionen / schlechtere Verkehrssicherheit) ist, wenn sie zielgerichtet umgesetzt wird, sozial treffsicher.
  • Die Abstimmung in Paris stößt (hoffentlich) einen Diskussionsprozess über die Dimensionierung von Privatfahrzeugen an: ist es wirklich sinnvoll, ein Privatauto auf seltene Einsatzzwecke (Urlaubsfahrt 1x im Jahr, Waschmaschinentransport) zu dimensionieren, oder deckt Carsharing solche Sondernutzungen besser ab?
 
❓ Offene Fragen:
  • Gibt es ein politisches Bewusstsein für die Gefahren und Probleme, die von überlangen, überbreiten, überhohen und überschweren Fahrzeugen ausgehen? (in Innsbruck und Graz anscheinend)
  • Was hindert Städte eigentlich daran, schmale Parkplätze zu markieren (bzw. nicht zu verbreitern) und deren korrekte Einhaltung zu exekutieren?

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Adahi Sahin, a PhD student and a research assistant from Sakarya University of Applied Sciences from Turkey, is now studying at FVV as an Erasmus+ exchange student. He is carrying out a multilingual survey to understand differences in everyday mobility among international communities in Vienna. Your inputs are important for us – please join in his survey and help us to understand Viennese mobility better!

The survey takes approximately 10 minutes and is available in:

We appreciate very much if you can join in the survey by 2nd March!

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Umfrage: Online-Shops, Abhol- und Lieferservices im COVID-19 Lockdown

Der COVID-19 Lockdown zwingt Unternehmen, ihre Geschäfte und Lokale über Wochen hinweg zu schließen. 
Viele kleine und mittlere Unternehmen richteten kurzfristig Abhol- und Lieferservices sowie Online-Shops ein.
Die Befragung beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Lockdowns auf den Verkehr. Hinweis: Der Fragebogen richtet sich an österreichische Unternehmen. Sie können auch an der Umfrage teilnehmen, wenn sie keinen Online-Shop, Abhol- oder Lieferservice haben!  Die Umfrage dauert ca. 5-7 Minuten. Alle Angaben werden streng vertraulich behandelt und anonymisiert ausgewertet.

Die Befragung wird von dem Studenten Sebastian Gerhard, BSc im Zuge seiner Diplomarbeit durchgeführt.

Hier kommen Sie zur Umfrage.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

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