Ergebnisse der Straßenverkehrszählung Wien 2015

*Trommelwirbel*

Nach fast 1 1/2-jähriger Auswertung wurden unlängst die Ergebnisse der Straßenverkehrszählung Wien 2015 veröffentlicht.

Fazit: der Kfz-Verkehr auf Gemeindestraßen (A+B) in Wien hat gegenüber 2010 flächendeckend abgenommen (im Schnitt um 6,3 %) bei gleichzeitiger Zunahme des stadtgrenzenüberschreitenden Verkehrs (+2,5 %).

Verkehrswirksame (Bau)vorhaben seit der letzten Zählung 2010 waren die Fertigstellung der A5 bis ASt. Schrick und der S1 West, die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung in den Bezirken 12 und 14 bis 17, die Eröffnung des Hauptbahnhofs und der Start der Besiedelung der Seestadt Aspern.

Hier geht’s zu den Ergebnissen:
2015
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklu…/studien/…/b008495.pdf
2010
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklu…/studien/…/b008200.pdf
2005
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklu…/studien/…/b007603.pdf

Wirtschaftswachstum

Es gehört schon einiges an Systemunkenntnis, Ignoranz oder Rücksichtslosigkeit dazu, „Wachstum“ in einer Welt begrenzter Ressourcen als Staatsziel verankern zu wollen.

Statt endlich die bislang ohnehin zahlosen Vereinbarungen zum Klimaschutz ernst zu nehmen, soll „Wachstum“ auf die gleiche Stufe wie „Umweltschutz“ und „Nachhaltigkeit“ gestellt werden – ein Widerspruch in sich, um in Zukunft Projekte wie die 3. Piste leichter durchwinken zu können.

Aber Widerstand formiert sich bereits:
https://www.wu.ac.at/…/offener-brief-zur-beantragten-aende…/

13A

+++ FVV-Faktencheck +++

Angeblich würde der 13A durch Tempo 30 auf seiner Strecke im 8. Bezirk (~ 1,3 Kilometer) so viel Zeit verlieren, dass „mindestens drei Busse zusützlich nötig“ wären (s. „Krone“).

Zum Glück haben wir bereits vor fast 2 Jahren begonnen, die Geschwindigkeitprofile von Wiener Bus- und Straßenbahnlinien systematisch zu erheben.

Auch auf der Linie 13A hat eine Messfahrt stattgefunden, mit folgendem Ergebnis:
– der 13A benötigt knapp 1 Stunde für einen Umlauf ( = eine komplette Runde)
– über 30% davon sind Stehzeiten (in Haltestellen und an Ampeln)
– nur 7% der Zeit ist der 13A schneller als 30 km/h unterwegs
– bei Deckelung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h auf der ganzen Strecke beträgt die Fahrzeitverlängerung 35 Sekunden

Anmerkungen:
– die Einzelfahrt auf der Linie 13A stellt natürlich nur ein Einzelereignis dar. Da es sich allerdings um eine off-peak-Fahrt handelt (früher Nachmittag), ist damit zu rechnen, dass der „Zeitverlust“ durch T30 bei starkem Verkehrsaufkommen noch geringer ausfällt.
– um tageszeitliche Unterschiede zu identifizieren haben wir inzwischen auf ausgewählten Linien vertiefte Analysen mit bis zu 30 Fahrten pro Fahrtrichtung durchgeführt.

Prof. Knoflacher über den Bieler Westast

Und: „Steht etwas ver­kehrt, ent­steht Ver­kehr.“

Hermann Knoflacher im Interview zu einem schweizer Straßenbauprojekt, dem Bieler Westast … die Aussage ist aber beliebig übertragbar.

Das ganze Interview: https://westast.ch/wordpress/im-lauf-der-zeit/

Der erwähnte Fritz Kobi ist übrigens nächste Woche zu Gast bei unserer Ringvorlesung: Mi, 10.5., 18:00, HS EI8.

(via autofrei leben! e.V.)

Gehsteigbreite in Wien

Die Regelbreite für Gehsteige beträgt laut Richtlinien 2,0 m, wird in Wien aber leider oft unterschritten. Wir haben uns die Gehsteigbreiten systematisch angeschaut und diese schöne Karte produziert. Damit lässt sich bezirks-, grätzel aber auch baublockweise schnell identifizieren, wo dringender Verbesserungsbedarf vorliegt.

Wir freuen uns schon auf die vielen, spannenden Anwendungen.

Aktion Autofasten

Wort zum Sonntag: ein mutiges Plädoyer für mehr Verbote zum Schutz des Menschen vor sich selbst (bzw. der anderen vor uns)

A propos Sonntag: auch dieses Jahr findet wieder die tolle Aktion Autofasten statt – bei Registrierung gibt’s eine kostenlose Rechtsschutz-, Umwelt- und Haftschutzversicherung vom VCÖ – Mobilität mit Zukunft dazu!
(Von manchen Beobachtern wird der Begriff „Autofasten“ kritisch gesehen, da Fasten mit „Einschränkung“, „Enthaltsamkeit“ und einer zeitlichen Begrenzung assoziiert wird, also Autofahren als Norm, Freiheit und Grenzenlosigkeit dargestellt wird –> Framing)

Und à propos Fahrradanhänger: die werden zwar nicht gefördert, dafür eine Vielzahl von Transporträdern, wie am Donnerstag im Gemeinderat beschlossen wurde – begleitet von interessanten Wortmeldungen.

Kfz-Verkehr nimmt ab

Good news!!

Der Motorisierungsgrad (Pkw/EW) sinkt in allen Bezirken, der Kfz-Verkehr nimmt flächendeckend im gesamten Wiener Gemeindegebiet ab.
Parkraumbewirtschaftung, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und verbilligte Jahreskarte wirken: erstmals gibt es sogar mehr Wiener Linien-Jahreskarten als Pkw.

Die Ergebnisse der alle 5 Jahre durchgeführten Straßenverkehrszählung auf Gemeindestraßen, die in Abb. 1 zusammengefasst sind, sind leider noch immer nicht verfügbar, obwohl eine Veröffentlichung Mitte 2016 geplant war.

Radwege als Parkplätze

Der Moment … wenn du in einem Satz deine völlige Systemunkenntnis offenbarst * und Jahre der (ohnehin halbherzigen) Positionierung als „Mobilitäts“club zunichte machst.

* Radverkehrsplanung im speziellen, aber Verkehrsplanung im Allgemeinen ist Angebotsplanung. Wo nicht die Möglichkeit besteht, objektiv und subjektiv sicher und attraktiv Rad zu fahren, wird auch niemand Radfahren. Dass Radfahren im Winter längst nichts Außergewöhnliches mehr ist, zeigen internationale Vorreiter.

Fahrrad-City-Querung durch die Wipplingerstraße

Die Argumente gegen die geplante neue Fahrrad-City-Querung durch die Wipplingerstraße mittels Radfahren gegen die Einbahn werden immer skurriler.

Stritten sich ÖVP und FPÖ bereits kurz nach Beschluss der Cityquerung darum, wer mehr gegen den Lückenschluss sei und die Anrainer mehr vor Radfahrenden schütze (beide verwenden übrigens fälschlicherweise den Begriff „Radweg“*), schafft die ÖVP nun einen besonderen Spagat:
Der Wegfall von 70 Stellplätzen (wobei auch die Zahlen 42 und 55 kursieren) würde den „anrainenden Unternehmerinnen und Unternehmern massiv schaden“, um im nächsten Satz zu kritisieren, dass dann stattdessen täglich 2.200 Radfahrer (Anm.: und eine entsprechende Anzahl an Brieftaschen) durch die Wipplingerstraße fahren würden.
(Der Verein der Freunde der OTS-Aussendungen von FPÖ-LAbg. Toni Mahdalik hätte übrigens seine Freude mit der ÖVP-Diktion: „Drüberfahr-Politik“, „Schikane in der Verkehrspolitik“, „politische Willkür“, „Anschlag auf die Praterstraße“, „Gefahr für Leib und Leben“, „Parkplatz-Raub“, „Altar der Ideologie“)

Die politische Auseinandersetzung geht inzwischen munter weiter.

Auch der ÖAMTC spricht sich gegen die Öffnung der Einbahn für Radfahrer aus [10], obwohl er inzwischen selbst die Vorzüge des Radfahrens entdeckt hat („keine Staus, weniger Einbahnen, weniger Fahrverbote und flexiblere Haltemöglichkeiten“) und obwohl Radfahren gegen die Einbahn eine nachweislich sichere Art der Radverkehrsführung ist.

* zur Erklärung:
Radwege sind per Definition baulich von der Fahrbahn getrennt.
Erlaubtes Radfahren gegen die Einbahn wird lediglich durch das Zusatzschild „ausg. Radfahrer“ an „Einbahn“- und „Einfahrt verboten“-Schildern sowie durch Bodenmarkierungen kundgetan.

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