Neuer Beitrag in der Instituts-Schriftenreihe zu Automatisiertem Fahren

In unserer Instituts-Schriftenreihe ist kürzlich die Diplomarbeit von Vera Baltzarek, BSc erschienen – mit dem Titel „Automatisiertes Fahren in der Stadt – Abschätzung möglicher Auswirkungen der Einführung von automatisierten Fahrzeugen auf die Stadt und die Stadtplanung“. Ab jetzt also am Institut käuflich zu erwerben.

Hier die Zusammenfassung als kleiner Teaser:

Über automatisierte Fahrzeuge (AF) wird aktuell in den Medien und vor allem der Forschung intensiv und kontroversiell diskutiert. Das liegt einerseits am Bezug zur räumlichen Mobilität, einem menschlichen Grundrecht. Dazu wird die Entwicklung der AF als etwas völlig Neues, eine Disruption empfunden. Außerdem gibt es mächtige Entwicklungstreiber. Dazu gehören globale demografische, soziale, ökonomische, technologische und ökologische Trends, in die das Thema AF eingebettet ist und dominante Interessenslagen etwa der Fahrzeugproduzenten und der IT- Unternehmen oder der öffentlichen Hand und ihrer Institutionen, bzw. der Zivilgesellschaft. Schließlich erwarten viele von AF die Lösung aller – gerade in den Städten kumulierenden – Verkehrsprobleme, ja eine Mobilitätswende.

Ziel der Metastudie ist es, einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung über die Vor- und Nachteile von AF der SAE-Automatisierungsgrade 3 bis 5 als Verkehrsmittel in der Stadt, zur „automation awareness“ zu leisten und zu klären, ob, wie und wann AF im städtischen Personenverkehr eingesetzt werden könnten.

Daher wird zuerst definiert, was unter automatisierten Fahrzeugen zu verstehen ist und wie diese technisch funktionieren. Nach einer Analyse der Gründe für den aktuellen Hype rund um AF wird der Stand der Forschung besprochen. Der Fokus liegt dabei auf den möglichen Auswirkungen von AF auf die Verkehrssicherheit in der Stadt, das Verkehrssystem als Ganzes, auf die Raumnutzung und das gesellschaftliche Gefüge. Von AF werden bekanntlich viele Vorteile erhofft: Sie sollen den städtischen Verkehr sicherer, effizienter, für die Passagiere komfortabler machen und allen Menschen Zugang zu leistbarer Mobilität verschaffen. Experten befürchten aber anderseits auch nachteilige Folgen wie z.B. räumliche und soziale Segregation, ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit all seinen negativen Externalitäten. Da unter den Experten große Skepsis und Ungewissheit über die wahrscheinlichen Folgen von AF herrscht, wird für eine Intensivierung der Forschung und Entwicklung rund um AF plädiert. Künftige Forschungs- und Testschwerpunkte diskutiert.

Weil bisher ausreichende empirische Daten über die Effekte von AF fehlen, sind die Erkenntnisse von Feldtestungen von automatisierten Kleinbussen für die „erste/letzte Meile“ zur Anbindung an den öffentlichen Verkehr in Städten besonders relevant. Der Vergleich dreier solcher Pilotversuche zeigt, dass die Technik der AF zwar noch unausgereift ist, dass diese Form des automatisierten „öffentlichen Individualverkehrs“ jedoch ein realistisches, vielversprechendes Einführungsszenario für AF in der Stadt sein kann.

Abschließend werden aus den analysierten österreichischen und internationalen Studien und den Testergebnissen Folgerungen für die städtische Raumplanung im Umgang mit AF abgeleitet. Dabei zeigt sich, dass „klassische“ raumplanerische Instrumente wie die Förderung des Umweltverbunds, der Dekarbonisierung des Verkehrs, einer verdichteten, funktionsgemischten Stadt der kurzen Wege weiter im Vordergrund stehen sollten. Zur Sicherung der städtischen Lebensqualität könnten aber auch AF ihren Beitrag leisten, vorausgesetzt, sie werden von mehreren Personen gleichzeitig geteilt, sind alternativ angetrieben und dienen als Zulieferer/Abholer zum/vom öffentlichen Verkehr, der das Rückgrat des städtischen Verkehrs werden/bleiben sollte.

Damit diese gesellschaftlich erwünschte, allen Verkehrsteilnehmen nützliche Entwicklung eintritt, muss die städtische Raumplanung allerdings stärker als bisher proaktiv steuernd und koordinierend eingreifen.

Vera Baltzarek (2019) Automatisiertes Fahren in der Stadt – Abschätzung möglicher Auswirkungen der Einführung von automatisierten Fahrzeugen auf die Stadt und die Stadtplanung. Diplomarbeit am Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, TU Wien.

Am Europäischen Forum Alpbach teilnehmen?

Jährlich kommen über das Alpbacher Stipendienprogramm 700 herausragende junge Menschen aus mehr als 100 Nationen zum Europäischen Forum Alpbach, um sich mit den brennendsten Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen und ein einzigartiges globales Netzwerk aufzubauen.
Die Bewerbungsphase für die Teilnahme beim diesjährigen Europäischen Forum Alpbach läuft vom 17. Februar bis zum 31. März 2020!

Das Angebot richtet sich an unter 30-Jährige aus aller Welt, die mit innovativen Ideen und Ansätzen für Wissenschaft und Gesellschaft nach Alpbach kommen wollen. Das Stipendium beinhaltet die Teilnahmegebühr sowie bei Bedarf auch die Kosten für Unterkunft und Taschengeld. Alle Informationen zu den Bewerbungsmodalitäten finden sich hier.

Das Europäische Forum Alpbach 2020 widmet sich dem Thema „Fundamentals“. Mehr darüber hier.

NÖ Gemeinderatswahl-Check

Wir wollen die bevorstehenden NÖ Gemeinderatswahlen (26.1.2020) nutzen und verkehrspolitische Forderungen auf Gemeinde-Ebene im Lichte der Klimaschutznotwendigkeiten untersuchen. Dazu haben wir den „Gemeinde-Check Verkehrspolitik“ gestartet. Die Rückmeldungen werden im Rahmen einer Bachelorarbeit analysiert.

Bitte hilf uns dabei, möglichst viele Rückmeldungen aus dem ganzen Bundesland zu erhalten und teile den folgenden Link mit deinen interessierten Bekannten in Niederösterreich.
https://de.surveymonkey.com/r/noe-verkehrspolitik

Konkret suchen wir bis nach dem Wahltag (27.1.2020, 2400h) Belege von verkehrspolitisch relevanten Forderungen aus dem Wahlkampf der Gemeinderatswahlen 2020 in Niederösterreich. Belege sind

  • Fotos aber auch PDFs von Plakaten, Broschüren, Transparenten und dgl.
  • Screenshots von Homepages und aus sozialen Medien.

Drei solche Belege können bei o.g. Link hochgeladen werden (als PDF, PNG, JPG, JPEG oder GIF). Bitte um folgende, zusätzliche Angaben:

  • Den Namen der politischen Gruppierung, die dies fordert,
  • In welcher Gemeinde sie antritt,
  • In welchem sachlichen Kontext dieser Beitrag steht (z.B. eine diskutierte Umfahrung).

Danke im Voraus! Unter allen Teilnehmern/-innen, die freiwillig ihre Kontaktdaten bekanntgeben, verlosen wir einen FVV-Geschenkskorb.

P.S. Die Ergebnisse der Analyse präsentieren wir natürlich wieder hier.

Superblocks – Ein Planungsinstrument für die Stadt der Zukunft?

Im Sondierungsprojekt SUPERBE * wurde das Planungsinstrument Superblock und dessen Potenziale zur Gestaltung energiesparender, verkehrsberuhigter und lebensfreundlicher Stadtquartiere untersucht. An diesem Abend wollen wir Ihnen die Projektergebnisse vorstellen und diese mit ExpertInnen aus Wien und Barcelona diskutieren.

Wir freuen uns, Dr. Cynthia Echave (Agencia de Ecología Urbana de Barcelona) bei der Veranstaltung willkommen zu heißen. Die Agencia de Ecología Urbana de Barcelona, eine Agentur der Stadt Barcelona, hat das Superblock-Modell konzipiert und erste Anwendungen in Barcelona sowie anderen spanischen Städten begleitet. Bei diesem Abschlussevent wird Dr. Echave die neuesten Erfahrungen mit der Umsetzung des Superblock-Konzeptes in Barcelona präsentieren.

Das SUPERBE Konsortium wird die Inhalte Methode und Projektergebnisse in kurzen Impulsvorträgen vorstellen. Eine kompakte Ausstellung wird die Superblock Konzepte für drei Anwendungsgebiete sowie die im Projekt verwendeten Methodiken präsentieren.

In einer abschließenden Podiumsdiskussion werden Cynthia Echave (Agencia de Ecología Urbana de Barcelona), Angelika Winkler (Stadt Wien, MA18 Stadtentwicklung und Stadtplanung) sowie Harald Frey (TU Wien, FVV & SUPERBE Konsortium) die Möglichkeiten des Superblock-Modells für die Schaffung energiesparender, verkehrsberuhigter und lebensfreundlicher Stadtquartiere in Wien erörtern.

Das SUPERBE Konsortium freut sich auf Ihre aktive Teilnahme an der Veranstaltung!

* Die Veranstaltung wird als Abschlussevent des Sondierungsprojektes „SUPERBE – Potenziale von Superblock-Konzepten als Beitrag zur Planung energieeffizienter Stadtquartiere“ durchgeführt. SUPERBE wird gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) im Rahmen der 5. Ausschreibung des Programms „Stadt der Zukunft“.

Neue Regeln für E-Scooter ab April 2020

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Quelle: https://www.facebook.com/wien.at/posts/2945466098804951

Die Vizebürgermeisterin Birgit Hebein hat heute neue Regeln für die Leih-E-Scooter in Wien angekündigt, die ab April 2020 in Kraft treten sollen. Einige unserer im Oktober 2019 geäußerten Empfehlungen sind nun enthalten, u.a.:

  • bessere Abdeckung auch peripherer Bezirke
  • einheitliche No-Parking-Zonen
  • einheitliche, örtlich vorgegebene Zonen mit Tempodrosselung

Ebenfalls zu begrüßen sind die neuen Regeln zu kürzeren Responszeiten der Verleihfirmen, zum Entfall der akustischen Signale und zum Pilotversuch von fixen Abstellplätzen (wobei die naheliegendste Parkart – das Parken in der Parkspur – hoffentlich erlaubt bleibt).

Mit gemischten Gefühlen sehen wir die neue Regelung bzgl. dem Abstellen nur auf Gehsteigen, die mindestens 4 Meter breit sind. Und zwar nicht, weil das Freihalten der Fußverkehrsflächen nicht oberstes Ziel sein sollte, sondern weil es gleichzeitig in Wien gang und gäbe (und von den Richtlinien gedeckt) ist, dass Parkplätze auf Gehsteigen bis zu einer Restgehsteigbreite von 1,5 Meter markiert werden dürfen (und markiert werden).

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Auszug aus den neuen Regeln, Quelle: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191219_OTS0054/hebein-e-scooter-9-sofortmassnahmen-fuer-2020-fixiert
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Auszug aus der Bodenmarkierungsverordnung, Quelle: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10012574

Und bei ca. 9.000 Leih-E-Scootern im Gegensatz zu knapp 900.000 zugelassenen Kfz wäre bei zweiteren deutlich mehr Handlungsbedarf gegeben. Andererseits: das eine schließt das andere nicht aus – spätestens im Wahlkampf nächstes Jahr wird auch das Thema „Parkraumbewirtschaftung“ groß aufpoppen.

Die Betreiber begrüßen die neuen Regeln großteils und planen, sich um die ab 2021 notwendigen Konzessionen zu bewerben.

Fazit: gut, dass sich die Stadt Wien mit dem Thema Leih-E-Scooter beschäftigt und versucht, eine konstruktive Lösung zu finden, anstatt von vornherein deren Nutzung zu unterbinden.

Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Von 14. bis 16. Oktober fanden die 17. Salzburger Verkehrstage von Forum Mobil statt. Teil der Veranstaltung war ein Ideenwettbewerb für Studierende. Aufgabenstellung war die Entwicklung einer Projektidee zum Thema: Neue Lösungen für Personenverkehr bzw. Güter-Logistik unter Nutzung bestehender Infrastrukturen.

Unsere Mitarbeiter und PhD-Studenten Barbara Laa und Fabian Sandholzer haben gemeinsam mit der Kollegin Seyedeh Ashrafi vom Forschungsbereich Verkehrssystemplanung ein Team gebildet, welches als eines von drei Studierendenteams mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Teil der Bewertung war ein möglichst unkonventionelles Präsentationsformat. Ihre Idee mittels einer Informationskampagne Stadtbewohner zur Rückeroberung des öffentlichen Raums zu inspirieren und animieren haben sie als „Poetry Slam“ vorgetragen. Der Titel: Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Dass die Wirtschaftskammer Wien bereits 3 Tage nach dem Vortrag mit diesem Slogan hausieren geht, erfüllt uns doch etwas mit Stolz 😉

Hier der preisträchtige Text: Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Die größten Probleme des Stadtverkehrs heute
sind Straßen für Autos und nicht für die Leute

Experten haben’s erkannt und üben Kritik,
doch es scheitert anscheinend an der Bezirkspolitik

Wir sagen: der Platz in der Stadt reicht für die Bedürfnisse aus,
nur das Auto muss aus den Köpfen der Menschen hinaus

Wir nutzen die vorhandene Infrastruktur
und beenden diese Fahrzeug-Monokultur

Der Platz ist da nur falsch verteilt
der Gehsteig zu schmal, die Fahrbahn zu breit

Was nehmen wir dafür derzeit in Kauf?
Unfälle, Verletzte und Tote zuhauf

Der MIV heizt auch noch das Klima auf
und die Folgen nehmen ihren Lauf

Expertise gegen Klimakrise lautet die Devise,
für die Straße also: weniger Asphalt, mehr Bäume und Wiese

Urbaner Raum soll schließlich lebenswert sein
und dafür setzen wir uns ein

Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Die Straßen sind umkämpft seit eh und je
Schauplatz von Revolution und Bühne für Herrscher in spe

Recht erfolgreich war dabei das Automobil
dessen Bedürfnisse zu stillen galt in der Planung lange als höchstes Ziel

Nur langsam löst sich in den Köpfen diese Hegemonie
die größte Leidenschaft vieler ist immer noch der SUV

Der Platz ist da nur falsch gestaltet
ein Umstand, welcher sich nicht ändert, wenn man nur verwaltet

Doch reist man aufmerksam von Wien nach Feldkirch
kommt doch die Erkenntnis: es ist längst nicht alles nur „schirch“

„A Bänkle“ in Dornbirn und „an Baam“ in St. Pölten
und die Innenstädte verbessern sich um Wöltn

Und so zieht’s die Leute wieder raus auf die Straßen und Plätze
dafür sind sie doch da – spielende Kinder und lautes Geschwätze

Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Parking, wurde es einst in den USA genannt,
wenn man Grünstreifen entlang der Straße pflanzt

An Bäume dort wurden Pferde gebunden,
das Auto hat’s dann nachempfunden

Die Städte kamen bald Blechwüsten gleich
und niemand dachte an ‚Aufenthaltsbereich‘

Der Platz ist da, nur falsch geteilt,
wenn überall ein Auto 23h lang weilt

Ein Parklet hier, ein Bankerl dort,
und die Straße wird wieder Aufenthaltsort

Dann noch Büsche, Wiese und Baum,
und wir hab’n qualitätsvollen Aufenthaltsraum

Wenn man dann doch mal ein Auto braucht,
sucht man den nächsten Car-Sharing Punkt auf

So nimmt man den Autos die Platz-Arroganz
und schafft zu den Öffis Äquidistanz

Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Ein Blick in andere Städte erweitert den Horizont
was gut funktioniert soll überall an die Front

In Salzburg sind sie eng die Gassen
und werden im Zentrum dem Fußverkehr überlassen

Die Radler, sie träumen oft von Kopenhagen
die dortige Infrastruktur sorgt für deren Behagen

Breite Radwege und eine abgestimmte Ampelschaltung
scheitern in Dänemark nicht an der Verwaltung

Den Fußverkehr fördert in Barcelona der Superblock
wieder in Mode ist dort der Spazierstock

Ein heißes Eisen ist die Parkraumbewirtschaftung
dabei sorgt sie für bessere Auslastung

In Amsterdam parkt man im Zentrum für sieben Euro fünfzig
in Anbetracht des Platzverbrauchs ist das immer noch günstig

Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Zehntausende Kilometer legt manch ein Produkt zurück
Ist das nicht verrückt?

Der Apfel aus Neuseeland wiegt im Einkaufskorb nicht schwer
der CO2-Abdruck den er hinterlässt dafür umso mehr

Die Wege sind lang, doch das muss nicht sein
wir kaufen Äpfel aus Liesing und trinken Grinzinger Wein

Der Platz ist da nur falsch genutzt
wo heut steht ein Auto, wächst morgen Kukuruz

Wir ändern in den Städten die Flächenfunktion
und stellen um auf lokale Produktion

Das spart nicht nur LKW-Fahrten
man trifft sich auch im Gemeinschaftsgarten

Da gartelt Opa Peppi mit Mohammad
so findet auch kultureller Austausch statt

Gemüsebeete statt Fahrbahnen aus Beton
so bleibt die essbare Stadt keine Zukunftsvision

Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Unsere Projektidee also dann:
Wir starten eine Infokampagne

Damit gehen wir in den Bezirk
weil dort wird am meisten bewirkt

Wir werden die hier angeführten Themen plakatieren
um den Leuten die Thematik vor Augen zu führen

Der Platz ist da, nur den falschen gegeben
wir können’s aber ändern für ein besseres Leben

Wir schaffen Bewusstsein und Inspiration
das ist der Sinn der Aktion

Dafür stellen wir uns bei Unis vor die Tür
und geben den Studis eine Infobroschür‘

Dann machen wir noch Workshops in Schulen
– überall um Aufmerksamkeit buhlen

Auch bei Vereinen kommen wir auf Besuch
und bald sagt jeder unseren Spruch:

Wir erobern die Stadt zurück – Stück für Stück

Auszug aus dem Tagungsband

E-Scooter Gipfel in Wien

Geschäftsgebiete der E-Scooter-Betreiber in Wien im August 2019, Quelle: Moran, Laa & Emberger (forthcoming) Six Scooter Companies, Six Maps: Spatial Coverage and Regulation of Micromobility in Vienna, Austria

Heute findet in Wien der E-Scooter-Gipfel zwischen Stadt Wien und Betreibern statt; Interessensvertretungen von Fußgehenden (Walk-Space, geht-doch.Wien) und Radfahrenden (Radlobby Wien) sind offensichtlich nicht eingeladen.

Im Vorfeld des Gipfels wurde auch eine Evaluierung der E-Scooter-Saison (zwischen Oktober 2018 und August 2019) präsentiert:

  • 549 Organmandate (insb. wegen Missachtung Rotlicht, Telefonieren beim Lenken, Befahren des Gehsteigs, Verstöße gegen Fahrradverordnung)
  • 513 Anzeigen (davon 103 alkoholisiertes Fahren, sechs Mal Fahren unter Suchtgifteinfluss, die übrigen 404 Anzeigen wurden insb. auch wegen Missachtung Rotlicht, Telefonieren beim Lenken, Befahren des Gehsteigs, Verstöße gegen Fahrradverordnung gelegt)
  • 398 Abmahnungen (bei geringfügigen Verwaltungsübertretungen)
  • 60 Verkehrsunfälle mit Personenschaden
  • Sieben Verkehrsunfälle mit Sachschaden
  • 32 sonstige Interventionen (z. B. Befahren einer Grünanlage)

Zusätzlich habe es im Jahr 2019 1.015 Beschwerden über verschiedene Kanäle der Stadt Wien gegeben, u.a. über unrichtige Abstellung und unrichtige Nutzung der E-Scooter, in über 300 Beschwerdefällen erfolgte eine Kontrolle durch die MitarbeiterInnen des Stadtservice Wien und es wurden die BetreiberInnen zur umgehenden Entfernung der E-Scooter aufgefordert. Die Stadt überlegt nun, eigene Abstellflächen für E-Scooter zu schaffen.

Tatsache ist auch, dass die StVO bereits jetzt klar regelt, wie und wo E-Scooter abgestellt werden dürfen. In § 68 ist festgelegt, dass Fahrräder (und als solche gelten E-Scooter seit der 31. StVO-Novelle) nur auf Gehsteigen abgestellt werden dürfen, wenn diese breiter als 2,5 m sind, und auch dann platzsparend und nicht behindernd oder gefährdend.

§ 68 (4) StVO

Bereits jetzt wäre es also schon möglich, die bestehenden Regeln zu exekutieren und so eine Behinderung und Gefährdung des Fußgeherverkehrs zu reduzieren.

Die eigentliche Frage

Die Beschäftigung mit der Parkproblematik von E-Scootern ist auch wichtig. In Wirklichkeit muss sich die Stadt Wien aber zu allererst klar werden, welche Rolle E-Scooter im künftigen Mobilitätsmix der Stadt spielen sollen (Funsport-Gerät für Jugendliche, Mobilitätsoption für Touristen im Stadtzentrum, ÖV-Ergänzung für die letzte Meile, etc.).

Im Rahmen eines Studienaufenthaltes bei uns am Forschungsbereich hat sich ein Gastforscher der University of California, Berkeley mit der räumlichen Abdeckung der Stadtfläche Wiens durch die einzelnen Anbieter beschäftigt (Moran, Laa & Emberger (forthcoming) Six Scooter Companies, Six Maps: Spatial Coverage and Regulation of Micromobility in Vienna, Austria).

Seine Erkenntnisse:

  • Alle Betreiber haben unterschiedliche Geschäftsgebiete, die sich aber überlappen (s. Abbildung)
  • Die inneren Bezirke sind von allen Betreibern abgedeckt (wo das ÖV-Netz aber ohnehin sehr dicht ist), in den äußeren gibt es kaum Geschäftsgebiete (wo Bedarf an Mikromobilität für die letzte Meile wäre)
  • Alle Betreiber haben unterschiedliche „No-Parking Zonen“ festgelegt. In der Verordnung der Stadt Wien gibt es dazu Regeln, diese werden aber von allen Betreibern unterschiedlich interpretiert
  • Einige Betreiber drosseln in bestimmten Streckenabschnitten die Geschwindigkeit der E-Scooter (z.B. Mariahilfer Straße). Diese Bereiche sind weder einheitlich für alle Anbieter noch dokumentiert (z.B in den Apps).
  • Alle Betreiber haben ihr Geschäftsgebiet während der Untersuchung (Juni bis August 2019) mindestens einmal verändert
  • Für die Festlegung der Gebiete und Änderungen gibt es keine Vorgaben der Stadt, keine Berichtspflicht und keine Abnahme durch die Stadt
  • Die Stadt und die NutzerInnen werden nicht über Änderungen der Geschäftsgebiete informiert
  • Häufige und nicht kommunizierte Änderungen der Gebiete stellen eine Unsicherheit für NutzerInnen dar, die dazu führen kann, dass diese eher andere Verkehrsmittel wählen

Daraus ergeben sich einige Empfehlungen:

  • Anreize für Betreiber schaffen, wenn sie äußere Bezirke mit vorgegebener Qualität abdecken (z.B. Erhöhung der erlaubten Scooter-Anzahl)
  • Klare und standardisierte Informationsaustausch-Regeln für Geschäftsgebiete der E-Scooter-Betreiber (z.B.: verpflichtende Übermittlung jeder Änderung des Geschäftsgebiets an die Stadt und Veröffentlichung der Geschäftsgebiete)
  • Deckelung der Anzahl der Geschäftsgebietsänderungen, um Planungssicherheit für die Nutzer zu schaffen
  • Einheitliche, von der Stadt örtlich vorgegebene No-Parking Zonen
  • Einheitliche, von der Stadt örtlich vorgegebene Zonen mit Tempodrosselung

In einem breiteren Kontext wird noch Einstufung von E-Scootern als Fahrräder kritisch gesehen, und auch der Beitrag der E-Scooter zur Mobilitätswende ist noch nicht belegt.

Zu guter Letzt: wir führen gerade eine Online-Befragung zur Nutzung von privaten und Leih-E-Scootern in Wien durch. Wer schon einmal einen E-Scooter in Wien genutzt hat, ist herzlich eingeladen, die Umfrage zu machen – dauert keine 5 Minuten: Umfrage.

Parkpickerl-Gipfel in Wien

Quelle: urban

Heute fand auf Initiative der grünen Verkehrsstadträtin Birgit Hebein der „Parkpickerl-Gipfel“ (genauer: „Gespräch zu zukünftigem Verkehrs- inklusive Parkraumkonzept für Wien“) in Wien statt (DerStandard, ORF). Eingeladen waren Vertreter aller Parteien, aus den Bezirken, Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer. (Der ÖAMTC wäre auch gern dabei gewesen.) Über die Ergebnisse ist noch wenig bekannt, außer, dass Einigkeit über den Handlungsbedarf bestehe.

Zur Ausgangslage: die Stadt Wien hat sich in der Smart City Rahmenstrategie u.a. zum Ziel gesetzt

  • den Endenergieverbrauch pro Kopf im Verkehr um 40 % bis 2030 und um 70 % bis 2050 zu senken (bezogen auf 2005)
  • die CO2-Emissionen des Verkehrssektors pro Kopf um 50 % bis 2030 und um 100 % bis 2050 zu senken
  • der Anteil der in Wien im erweiterten Umweltverbund zurückgelegten Wege bis 2030 auf 85 % und auf deutlich über 85 % bis 2050 zu steigern (also den MIV-Anteil auf 15 % zu senken)
  • den Motorisierungsgrad bis 2030 bei privaten Pkw auf 250 pro 1.000 Einwohner zu senken

D.h. es braucht rasch wirksame Push- und Pullmaßnahmen, um diese Ziele zu erreichen.

Die Wirkungen der derzeitigen Regelung sind bekannt und gut dokumentiert:

  • die Parkplatzauslastung im Parkpickerlgebiet sinkt (= die Stellplatzverfügbarkeit steigt)
  • damit sinkt die Parkplatzsuchzeit
  • v.a. in den Parkpickerlbereichen leeren sich die Garagen, weil das Parkpickerl nur ca. 1/10 kostet
  • in den Randbereichen kommt es zu Verdrängungseffekten in nicht bewirtschaftete Gebiete
  • der Zonenbinnenverkehr nimmt mit steigender Zonengröße zu
  • ein beträchtlicher Anteil der EinpendlerInnen wechselt auf den öffentlichen Verkehr
  • die fehlende preisliche Staffelung der Kurzparkzonentarife nach Zentrumsnähe fördert Fahrten ins Zentrum

Damit sind aber auch die Verbesserungspotenziale klar:

  • flächendeckende Regelung für ganz Wien
  • kleinere (individuelle) Zonen (z.B. 300 m Radius um den Wohnort)
  • keine Ausnahmen für Zielorte (und schon gar nicht für Schulen, etc.)
  • preisliche Staffelung nach Zentralität bzw. rund um ÖV-Knotenpunkte
  • vermehrter Einsatz von Multifunktionsstreifen (Ladezonen tags, Stellplätze nachts)

Nicht zu vergessen: die Parkraumbewirtschaftung ist ein Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist die Rückgewinnung des öffentlichen Raums und damit die Steigerung der Lebensqualität. Langfristiges Ziel muss also die Eliminierung der innerstädtischen Oberflächenparkplätze sein. Davon profitieren Fußgehende, Radfahrende und die Öffis.

Mit der Umnutzungs des öffentlichen Raums wird Platz frei für sichere und attraktive Fuß- und Radinfrastruktur, für ÖV-Beschleunigung (Busspuren, getrennter Gleiskörper) und für den Wirtschaftsverkehr (Ladezonen).

Die Pull-Maßnahmen beinhalten einen Ausbau der Öffis (Taktverdichtung, neue Straßenbahnlinien), v.a. in den peripheren Bezirken Wien und über die Stadtgrenzen hinaus, die Errichtung von Park&Ride-Anlagen entlang der ÖV-Achsen ins Umland, um die Pendler bereits möglichst nahe am Ausgangsort abzufangen, Investitionen in baulich getrennte Radwege entlang der Hauptstraßen (gerne auch als „proctected bikelanes“), fußverkehrsfreundliche Ampelschaltungen

Und die kommende Bundesregierung hilft hoffentlich noch kräftig mit durch die Abschaffung der kontraproduktiven Förderungen des Autoverkehrs (Dieselvergünstigung, Pendlerpauschale, etc.).

Im übrigen sind wir der Meinung (besser gesagt: haben durch eine Studie nachgewiesen), dass der Lobautunnel den Kfz-Verkehr massiv fördern würde und dementsprechend abzulehnen ist! Eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in Wien inkl. ÖV-Ausbau würde die Tangente mehr entlasten als der Lobautunnel (dieser nämlich gar nicht!).

Heute ist PARKing Day!

Wer hat sich schon mal gewundert, wieso das hemmungslose, meist kostengünstige Abstellen motorisierten Individualeigentums – kurz Auto – eigentlich „Parken“ heißt? „The Etymology of Parking“ von Michele Richmond bringt Licht ins Dunkel.

Und um genau den ursprünglichen Begriff geht’s heute am internationalen PARKing Day.

Im Rahmen der Mobilitätswoche werden viele Parklets bespielt: die Grätzloase hat alle Veranstaltungen zusammengetragen. Hier eine Dokumentation schöner Aktionen aus der Schweiz.

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